Dieser Abschnitt umfasst Gebäude aus der Zeit nach 1945. Unmittelbar nach dem Krieg wurde kaum etwas gebaut, und dann auch nur mit möglichst geringem Aufwand. So wurde zum Beispiel für den 1945 zerstörten Bahnhof zunächst nur ein Provisorium errichtet, ein solider Neubau erfolgte erst 1961. Aber auch die Zeit des wachsenden Wohlstands brachte wenig Beachtenswertes hervor. Bauträger erstellten Reihenhäuser, Doppelhäuser und mehrgeschossige Wohnhäuser – funktional, aber ohne architektonischen Ehrgeiz. Im Unterschied zu der Zeit vor 1940 sticht selbst unter den Einfamilienhäusern kaum mal etwas besonders Ansprechendes heraus. Überdurchschnittlich viel Gutes wurde dagegen von der öffentlichen Hand gebaut (Staat, Stadt). Das mag daran liegen, dass Rendite nicht im Vordergrund steht und mehr Sorgfalt bei der Auswahl der Architekten aufgewendet wird, u. a. durch Wettbewerbe. –
Die Angaben zu Adresse, Baujahr und Architekt(in) sind uneinheitlich. Manches war nicht zu ermitteln, anders von den Bewohnern nicht erwünscht.


 

Neubau Bürgerheim Münchner Straße 2
Baujahr 2007
Architekt: Christian Roppelt
Ein Musterbeispiel für einen gelungenen Anbau in einer historischen Umgebung: In den Proportionen stellt sich der Neubau wie der jüngere Bruder neben den Altbau. Die Formensprache ist gänzlich anders, ohne dabei effekthascherisch zu sein. Das regelmäßige Raster der Fenster im Altbau wurde nicht aufgegriffen, stattdessen wurde ein interessantes Muster verschiedener Fenster gesetzt.


Wohn- und Bürogebäude Marienplatz 15 A
Baujahr 2014
Bauherr und Architekt: Rill und Lechner Architekten
Es ist schwierig, in einer derart engen Altstadtlage Gutes zu bauen – hier ist es gelungen. In der Kubatur entspricht der Bau einem älteren Gebäude, das als Lagerraum gedient hatte. Er fügt sich gut in die Umgebung ein, ist aber in Farbe und Formdetails eigenständig. Bemerkenswert ist, dass das Dach im Sinne des Denkmalschutzes vollständig vom Vorgängerbau übernommen wurde.


Wohnhaus Römerstraße 25
Baujahr 2009
Originelle, dennoch schlichte Form von Haus und Garage. Ansprechende Auswahl relativ weniger Materialien. Der Wohnteil ist gegen die Straße abgeschirmt. Der große Vorplatz signalisiert Großzügigkeit.


Crescentia-Kapelle am Angerhof, Deutenhausen
Baujahr 2002
Architekt: Martin Zieglmayr, Augsburg, Künstler und Goldschmied
Bauherr: Familie Deschler
Der Bau ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Zum einen ist die Initiative und Erstellung rein privat. Zum anderen hat man sich nicht – wie so oft – an barocken Vorbildern orientiert. Vier Teilkörper, jeder vom anderen abweichend, ergeben ein eigenwilliges, aber stimmiges Ganzes.  Die vier Fenster in den Farben rot, grün, blau und gelb stehen für die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Durch die Belichtung von allen Seiten entsteht in dem kleinen Kapellenraum eine helle, luftige und heitere Atmosphäre. Der gute Gesamteindruck geht auch darauf zurück, dass sowohl der Baukörper als auch die Innengestaltung aus derselben Hand stammen.


Wasserwirtschaftsamt Pütrichstraße 15
Baujahr 1965
Planung: Landbauamt Weilheim
Sehr schlichter, fast minimalistischer Bau. Der einzige äußerliche Aufwand besteht in den Fensterumrahmungen aus Naturstein. Das gewölbte Vordach über dem Eingang ist später dazugekommen.
Grundsätzlich baut der Freistaat relativ solide, auf Dauer ausgelegt, ohne architektonische Aufreger. Die Ausstattung im Inneren des Gebäudes macht einen gediegenen Eindruck.


Handwerkskammer, Kerschensteinerstraße 3
Baujahr: 1980
Architekten: Wicke, Heil & Partner, München
Bauherr: Handwerkskammer für München und Oberbayern
Die Längsseite wird aus einem Raster von 11 gleichen Feldern gebildet. Durch die vorspringenden Säulen und die vertikale Gliederung der Zwischenräume wirkt die Fassade überhaupt nicht monoton. Die kleinen Bäume, Büsche und Bänke setzten zusätzliche Akzente. Bepflanzungen werden andernorts oft gar nicht angelegt oder zwecks Kostenersparnis später eliminiert. Die Werbetafeln an der Giebelseite sind von der Gestaltung her Fremdkörper.


Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Krumpperstraße 20
Baujahr 1986
Planung: Landbauamt Weilheim
Ein betont bodenständiger Bau. Das holzverkleidete Obergeschoss ist 2008 hinzugefügt worden. Der Obstgarten ist ein sinnfälliges Attribut zu den Aufgaben des Amtes.


Stadtwerke Weilheim, Stadtwerkestraße 1
Baujahr 2015
Planung: pussert kosch architekten, Dresden
Bauherr: Stadtwerke Weilheim
Erste Ideen zum Neubau der Stadtwerke sahen einen mehrstöckigen, durch Höhe dominierenden Baukörper vor. Zum Glück setzte sich der relativ flache Bau mit viel Holz durch. Die Außenansicht hebt sich wohltuend von den oft eintönigen Wänden neuer Gewerbebauten ab. Aufgrund der Größe ist eine gewisse Monotonie unausbleiblich. Die Tatsache, dass der Bau im Außenbereich erstellt wurde, ist unerfreulich.


Neubau Röntgenschule, Stainhartstraße
Baujahr 2015
Planung: plan3architekten, Schongau
Bauherr: Stadt Weilheim
Mit dem Neubau im Schulhof an der Stainhartstraße hat sich die Stadt für einen deutlichen Kontrast zum Altbestand entschieden. Die Farbgebung und Gliederung der Fassaden ist sehr gelungen. Trotz seiner großen Grundfläche fügt sich der Bau gut in die Umgebung ein.


Autohaus Medele, Werkstatt Alpenstraße 20
Nach einem Brand im Vorgängergebäude war ein Neubau erforderlich geworden. Trotz der verschiedenen Nutzungen (Werkstatt, Magazin, Büro) und Größenordnungen (Personeneingang bis LKW-Einfahrt) ist ein recht geschlossen und ansprechend wirkender Bau entstanden. Die Farbgebung mit verschiedenen, dezenten Blautönen trägt entscheidend dazu bei.


Sozialwohnungen Wessobrunner Straße 11
Baujahr 2014
Architektin: Roswitha Näbauer (ZWISCHENRÄUME Architekten + Stadtplaner, München)
Bauherr: Wohnbau GmbH Weilheim
Zwei Seiten einer Medaille: Während die Straßenansicht (oben) eher an einen Büro- oder Gewerbebau denken lässt, ist die Gartenansicht (unten) recht ansprechend. Durch die Vorgabe, möglichst preiswerten Wohnraum zu schaffen, wird der Spielraum für architektonischen Aufwand natürlich eingeschränkt.


Mehrfamilienhaus Prälatenweg 16
Baujahr 2016
Der Bau erinnert an Villen aus der Zeit um 1930. Durch die Vielzahl an Elementen (Balkone, Mauervorsprünge, Säulen, Trennwände, Zwerchhäuser, Fensterladenimitate) wird der noble Ansatz zerschlagen, ebenso durch die Stellplätze im Garten. Der Fahrradschuppen (rechts hinten) ist für sich gut, durch seine Holzverkleidung jedoch ein Fremdkörper.


Mehrfamilienhaus Schöffelhuberstraße 8
Baujahr 2014
Planung: Wohnbau Scheurer
Willkürlich verteilte Fenster und Balkone, blechverkleidete Gauben und Fahrstuhlgebäude, zweierlei Zäune, keine Grünfläche auf der Längsseite. Der Gegensatz zum etwa gleich großen, gegenüber liegenden Haus ist krass. (Bild unten)

 


Wohn- und Geschäftshaus Kaltenmoserstraße 4
Von der Gestaltung her ein relativ aufwendiger Bau, dennoch nicht gelungen: Ungünstige Proportionen, vielerlei Elemente (z. B. das über den Balkon vorgezogene Dach, die angeschrägten Fenster im Erdgeschoss, der fensterlose Vorbau rechts, die Vordächer über den Türen). Bis auf den getrimmten Busch auf kleiner Rasenfläche ist alles asphaltiert, teils mit Maschenzaun abgegrenzt – nichts, was einladend wirken würde.


Seniorenwohnheim Benedikt-Höck-Weg 9, Ansicht von Nordosten (oben) und von Süden (unten)
Baujahr 2015
Planung: Curata Pflege GmbH
Der Bau wirkt eher wie ein Produktionsgebäude als wie ein Wohnheim. Die Grünflächen beschränken sich auf 2 bis 3 m breite Streifen auf der Ost- und Nordseite und den Innenhof, an der Westseite reicht die Straße bis ans Haus. Auf der Südseite dominieren geparkte Autos.  Die Treppe ist dem Brandschutz geschuldet, zur Kostenersparnis wurde sie als Stahlkonstruktion nach außen verlegt. Das verstärkt wiederum den Eindruck “Gewerbegebiet”. Positiv ist die Farbauswahl mit verschiedenen Gelbtönen.


Verkaufshalle “Fressnapf”, Christoph-Selhamer-Straße 10
Architekt: Bleibt besser ungenannt.
Ein reiner Funktionsbau, wie er für Einkaufsmärkte, Tennishallen und Viehställe gebräuchlich ist. Kein Aufwand für Gestaltung, weder für Architektur noch für das Umfeld. “Die Gehäuse des Einzelhandels und der Kaufhäuser degenerierten zu Stätten funktionaler Notdurft.” (Architekt Volkwin Marg)